Ein schöner Schnitt

Nach mehreren Dürrejahren verausgaben sich in diesem Herbst die niedersächsischen Wälder mit ihrem übermäßigen Pilzbestand. Trotzdem werde ich Zurückhaltung üben, und so bleibt es für mich bei diesem einen Sammeltag, der mir mit Steinpilzen, Maronen, Edelreizkern und einigen wenigen Pfifferlingen, egal ob als Pilzpfanne, Steinpilz-Carpaccio oder mit Rührei, mehrere leckere Mahlzeiten bescherte. Im Übrigen hatte ich, trotz mehrerer in meinem Sammelgebiet bestätigter Wolfssichtungen, kein mulmiges Gefühl, oder vielleicht erlag ich einfach dem Adrenalinschub des sich einstellenden Sammelrausches.

Hamburger Pannfisch

Gegessen im Restaurant „Zur Düne“, Blankwasserweg 104, 23743 Grömitz-Lensterstrand.

An den Lenster Naturstränden, weit abseits der Grömitzer Kurpromenade, sind die Gastronomieangebote von jeher dürftig, man ist eigentlich auf Selbstversorgung angewiesen. Gibt es in der Saison in einiger Entfernung noch eine Pizzeria und ein, zwei Imbisse, wird es zum Saisonende wirklich mau. Für deutsche Küche, möchte man dazu noch ein Bierchen trinken, muß schon ein etwas längerer Fußmarsch in Kauf genommen werden. Also auf, über den Deich, drei Kilometer per pedes bis zum Restaurant „Zur Düne“ mit grundsolider norddeutscher Küche. Diesmal hatte ich einen sehr wohlschmeckenden „Hamburger Pannfisch“, gebratenes Dorschfilet in Senfsoße mit wirklich perfekten Bratkartoffeln. Dazu ein Köpi, das zwar nicht besonders nordisch ist, aber immerhin einen Anker im Emblem hat. Auch etwas cheesy, die Tischdeko, eine Mitteldecke mit einem maritimen Dessin. Sei‘s drum, das Essen war lecker, und der fällige Verdauungsspaziergang zurück zum Zelt machte den Abend rund, und bescherte mir eine gute geruhsame Nacht.

Protos Crianza 2017

Bei meinen üblichen Bezugsquellen ist gerade „Saure-Gurken-Zeit“, will heißen vom Protos ‘27 ist der 2018 Jahrgang nicht mehr, und der 2019 noch nicht erhältlich. Eigentlich sowieso kein Freund von zu viel Holz, greife ich bei dieser Gelegenheit gerne wieder einmal auf die Crianza zurück. Bei diesem 2017 Jahrgang ist die Abstimmung der Faß- und Fruchtnoten sehr gut gelungen und der Wein macht Spaß.

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Beginn der Muschelsaison

Gegessen bei: Homecooking

Bin ich beim Italiener meiner Wahl, stehen meine Standardbestellungen eigentlich von jeher fest, nämlich all das, was mir in in der Küche in irgendeiner Weise Schwierigkeiten bereitet. Sind es bei den Pizze die nötigen hohen Ofentemperaturen, oder beim „Carpaccio di Manzo“ der hauchdünne Schnitt, habe ich bei den „Cozze alla Marinara“ schlichtweg keine Lust auf das Putzen und das Entbarten der Miesmuscheln. Sind die Muscheln allerdings bereits entsprechend vorbereitet, und ich muß nur noch spülen und aussortieren, mache ich mich gern an die schnelle und sehr simple Zubereitung. Zu den Miesmuscheln, egal ob in in Wein- oder Tomatensoße, gibt’s dann einfach ein Baguette. Venusmuscheln bereite ich auch gerne italienisch als „Spaghetti alle Vongole“ zu, Schwertmuscheln in der Pfanne mit mit einem guten Kräuterolivenöl. Für Austern muß ich ans Meer fahren, die möchte ich nur ultrafrisch genießen. In diesem Jahr etwas spät, aber egal ob im Restaurant oder in der heimischen Küche, meine Muschelsaison 2022 ist ab heute eröffnet.

Sommerende am Müggelsee

Welch grandioser letzter Sommertag. Die ältere Dame auf dem Müggelturm ließ sich vernehmen, sie als Urberlinerin hätte noch nie eine so gute Aussicht genossen, von hier zum etwa 20 Kilometer entfernten, am heutigen Tag zum Greifen nahen Fernsehturm in Berlins Mitte. Nördlich blickend erstreckte sich der Müggelsee in seiner ganzen Breite.Nach dem Abstieg über 126 Stufen und knapp anderthalb Kilometern Fußweg vom Berg zum See, ein letztes Mal in diesem Sommer eine kühle Molle im Rübezahl-Biergaten. Das großartige Panorama machte schon jetzt Lust auf die Segelsaison 2023.

Christian Rätsch

Dr. Christian Rätsch *20.4.1957 †17.9.2022

Ich lernte Christian Rätsch Ende der Sechziger Jahre am Lenster Strand in der Lübecker Bucht kennen. Es mag vielleicht pathetisch klingen, aber bereits im Alter von damals 11 oder 12 Jahren war Christian ein ganz außergewöhlicher Mensch, dessen Gesicht und Name sich mir deshalb tief einprägten. Viele Jahrzehnte später besuchte ich in Hannover einen seiner Vorträge. Nach der Veranstaltung sprach ich ihn an, und wir ließen die gemeinsamen Erinnerungen aufleben, an diesen sehr prägenden Sommer, die Musik, die Gespräche und die abendlichen Ringtennismatches am Strand, und vor allem an die Stimmung der damaligen Zeit. Rückbetrachtend, so weit ich es beurteilen kann, zeichnete sich sein weiterer Lebensweg schon damals ab. Jetzt ist Christian Rätsch viel zu früh gestorben, und obwohl wir nur wenige, aber sehr bedeutsame Begegnungen hatten, macht mich sein Tod betroffen. Komm gut an!

Abschwimmen 2022

Im Lister Bad war am letzten Tag der Freibadsaison 2022 nur sehr wenig Betrieb. Ob das nun den durch die Energiesparbeschlüssen unsere Häuptlinge befürchteten niedrigen Wassertemperaturen geschuldet war, kann ich schwer einschätzen. Auf jeden Fall war bei 19° C Lufttemperatur das Beckenwasser auf 21,9° C temperiert, und es war ein wirklich sehr angenehmes Abschwimmen. Natürlich konnte mich als Norddeutschen das nach dem Schwimmgang nötige, nunmehr kalte Abduschen auch nicht schrecken. Im Bewußtsein, dieser für mindestens sieben Monate letzten Gelegenheit, amüsierte sich eine Gruppe in Neoprenanzügen gekleideter Kinder und Jugendlicher, trotz der im Becken der Sprunganlage doch etwas kälteren Wassertemperaturen, euphorisch mit Formationssprüngen. Ein mit Schäfchenwolken behangener Himmel erzeugte ein schönes Lichtspiel, und nirgends war das sonst übliche Kleinkindgeschrei, oder dumpfe Ghettoblaster-Bässe zu hören. Ein wirklich idyllisches Abschwimmen 2022.